Fritz muss Lehrbeauftragter bleiben!

Oktober 2014

Mit Beginn der Vorlesungen im Wintersemester 2014-15 wird das Seminar von Fritz Storim wieder an der Universität Bremen angeboten, nachdem der Lehrauftrag für das SoSe 2014 nach über 20 Jahren nicht verlängert worden ist. LiSA als Teil des AStAs der Uni Bremen begrüßt diese Entwicklung, da das Seminar zu einen der letzten linken und kritischen Seminare an der Uni zählt.

Im Wintersemester bietet Fritz Storim, Physiker und Mitglied der Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz (MAUS e.V.) sowie engagierter Atomkraftgegner sein Seminar „(Neue) Technologien, Menschenbild und Ethik vor dem Hintergrund der Liberalisierungs- und GlobalisierungsOffensive“ erneut an. Das Seminar, welches von Fritz Storim seit 1992 unentgeltlich an der Uni Bremen angeboten wurde, ist fortan im Fachbereich 03 der Informatik angesiedelt. Die Diskussion um den Verbleib des Seminars entbrannte im November 2013 als die Studienkommission der Politikwissenschaften den Lehrauftrag unbegründet und ohne dies an Storim selbst zu kommunizieren überraschend beendete. Grund dafür war vermutlich die Inkompatibilität des linken und gesellschaftskritischen Seminars mit der Ausrichtung des als exzellent deklarierten Profils der Politikwissenschaft im Kontext der Exzellenzinitiative.
Der Rauswurf des Seminars stieß bei vielen der (ehemaligen) studentischen Teilnehmer*innen des Seminars auf Unverständnis und Empörung. Sie kritisierten dabei nicht nur den Umgang mit Fritz Storim, dessen Seminar seit 2010 in den Politikwissenschaften verankert war, sondern auch die fehlende Diskussion innerhalb des Fachbereiches sowie das Übergehen der Student*innen im Allgemeinen. Die Unigruppen LiSA (Liste der StudiengangsAktiven) und Avanti initiierten deshalb studentischen Protest. Innerhalb weniger Tage setzten sich über 170 (ehemalige wie jetzige) Student*innen mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des Seminars ein. Über Flugblätter und die direkte Konfrontation der Student*innen mit den Mitgliedern des Fachbereichsrates 08 sahen sich die Vertreter*innen der Politikwissenschaften schließlich gezwungen den Verbleib des Seminars öffentlich zu diskutieren. Die Auseinandersetzung endete vorerst in einer Sondersitzung der Studienkommission der Politikwissenschaften im April 2014. Darin wurde Fritz Storim deutlich gemacht, dass sein Seminar von den Vertreter*innen der Politikwissenschaft politisch nicht erwünscht sei. Der Lehrauftrag wurde nicht verlängert.
Die politische Auseinandersetzung erfuhr jedoch nicht nur mediale Beachtung, sondern rief zugleich zahlreiche Solidaritätsbekundungen hervor. So formulierten Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates von attac einen offenen Brief, in dem sie die Streichung des Seminars stark kritisierten. Solidarität erfuhr Fritz Storim aber auch innerhalb der Bremer Universität, unter anderem aus dem Fachbereich 06 der Rechtswissenschaften. Dieser Solidarität sowie dem studentischen Protest ist es zu verdanken, dass das Seminar nun erneut angeboten werden kann. Aktive des AStAs der Universität Bremen begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich. „Kritische, normabweichende Seminare sind selten geworden an der Bremer Uni“, so die AStA-Referentin für Hochschulpolitik „Umso besser, dass uns Student*innen erneut die Möglichkeit eröffnet wird, über den Tellerrand des eigenen Faches hinauszuschauen und über gesellschaftsrelevante Fragen zu diskutieren“.

hier findet ihr: