Infoflyer Stellenkürzungen

– zu den kommenden Stellenkürzungen an unserer Uni und was wir dagegen tun können

Worum geht es?
Seit dem Sommersemester ist bekannt, dass an der Uni (und an der Fachhochschule) massive Kürzungsmaßnahmen zu erwarten sind: Im Bereich der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen (WiMis) sollen nach bisherigem Stand mindestens 80 Vollzeit-äquivalente Stellen und im Bereich der Verwaltung weitere 50 eingespart werden. Die Auswirkungen dieser Kürzungen wären dramatisch: Denn da die meisten WiMis lediglich halbe oder dreiviertel Stellen haben, werden real mehr als 100 Mitarbeiter*innen von diesen Plänen betroffen sein. Zudem ist ein weiterer Stellenabbau für die nächsten Jahre im dreistelligen Bereich bereits jetzt im Haushaltsplan der Uni in Planung. Im Zuge der aktuell geplanten Einsparungen müssten dabei schon heute rund 320 Semesterwochenstunden im Lehrbetrieb wegfallen. Der Betreuungsschlüssel in den Veranstaltungen würde sich weiter verschlechtern. Und das vor dem Hintergrund, dass ein Großteil der Lehre ohnehin schon nur durch – teils unbezahlte – Mehrarbeit im wissenschaftlichen Mittelbau abgedeckt wird.
Ähnlich im Verwaltungsbereich: Dieser ist durch vorhandene, ausufernde bürokratische Strukturen und akuten Personalmangel bereits gegenwärtig chronisch überlastet, sodass weitere Stelleneinsparungen auch hier fatale Auswirkungen für alle Beteiligten hätten.
Gegenüber den Betroffenen beschränkt sich die Unileitung bezüglich ihrer Kürzungsoffensive bisher auf Intransparenz, Abwiegeln und den Verweis auf die angebliche unabwendbare Notwendigkeit der von der rot-grünen Landesregierung beschlossenen umfassenden Sparmaßnahmen.

Worum geht es wirklich?
Die angeblichen Sachzwänge, die als Argumentation für weitere Kürzungen an den Hochschulen herangezogen werden, stellen jedoch kein Naturgesetz dar. Denn angesichts der Millionen, die das Land Bremen für Projekte wie die Überseestadt, die Subventionierung der privaten Jacobs-University oder den Ausbau des Bremerhavener Container-Terminals bereitstellt, erscheint die Zwangsläufigkeit der Einsparungen, gerade im Bildungsbereich mehr als fragwürdig. Vielmehr folgt diese Sparpolitik der Logik einer umfassenden Umstrukturierung im Bildungsbereich.
Schon seit den 2000er Jahren können die Bremer Hochschulen auf eine lange Kürzungstradition zurückblicken: Der Hochschulentwicklungsplan 5 (HEP V) und die damit verbundene Aushöhlung der Grundfinanzierung der Hochschulen – allein der Uni um 25% – wird eine Verschiebung der Mittelvergabe deutlich. Die damit einhergehende Streichung der Studiengänge Sportwissenschaften und Behindertenpädagogik sowie die starke Zusammenkürzung weiterer Studiengänge wie Arbeitslehre, Pädagogik und Rechtswissenschaften oder die letztjährigen Sparmaßnahmen im Kunstbereich sind einige der schwerwiegenden Konsequenzen dieser fortwährenden Bildungspolitik.
Als ein weiteres Resultat dieser Vergabepolitik werden die vorhandenen Gelder in zunehmendem Maße nicht mehr nach Bedarf verteilt, sondern nach Maßstäben der wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Das heißt im Klartext: Die Mittel, die in der öffentlichen Grundfinanzierung gestrichen werden und wurden, werden inneruniversitär auf einige wenige Forschungs- und Studienbereiche verteilt, die dadurch zu elitären Aushängeschildern stilisiert werden. Vorhandene finanzielle Mittel stehen folglich nicht mehr für eine freie, vielfältige und differenzierte Bildungs- und Forschungslandschaft zur Verfügung. Während privat finanzierte Drittmittel die Forschung vom gusto von Wirtschaftsunternehmen und weniger dem offenen Erkenntnisgewinn abhängig machen, werden auch die öffentlich getragenen Drittmittel – verwaltet von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – zusätzlich auf wenige Forschungsprojekte konzentriert. So wird der Wettbewerb um die verbliebenen Mittel auf allen Ebenen verschärft – zwischen einzelnen Hochschulen genauso wie innerhalb der Universität, zwischen den einzelnen Fachbereichen. Dabei setzt sich häufig das Motto durch: „Wer hat, dem oder der wird gegeben“. Dieses hängt von der wirtschaftlichen Rentabilität der erhofften Erkenntnisse ab. In der Konsequenz sehen sich immer mehr Forschungs- und Studienbereiche, denen es schwerer fällt privatwirtschaftliche Forschungsinteressen zu wecken, existenziellen Finanzierungsproblemen gegenüber. Ein Großteil der Gelder konzentriert sich auf schon vorher finanziell gut dastehende Bereiche. Einen sichtbaren Ausdruck findet diese Politik in der Exzellenzinitiative: Hier profitieren einige wenige Bereiche massiv, wohingegen ein Großteil der Fachbereiche auf der Strecke bleibt und in vielen Fällen sogar Kürzungen befürchten muss.
Die aktuellen Kürzungspläne sind Teil dieser hochschulpolitischen Entwicklung und passen sich perfekt in diese Logik ein.

Wie betrifft uns das als Studis?
Auch wenn sich die Kürzungen konkret auf den Mittelbau und die Verwaltung beziehen, wären die Auswirkungen auch für uns Studierende katastrophal. Allein die 320 Semesterwochenstunden Lehre, die durch die Einsparungen wegfielen, stellen ein Fünftel des gesamten Lehrbetriebs dar! Dazu käme eine noch schlechtere Betreuungsrelation. Denn einer steigenden Studierendenzahl stünden dann noch weniger Lehrende gegenüber. Auch bei den Prüfungsleistungen müssten individuellere Prüfungen wie Hausarbeiten perspektivisch noch mehr einer Massenabfertigung in Form von Klausuren und anderen kollektiven Prüfungsformen weichen. Auch der vielfach erprobte Versuch, wegfallende Stellen durch externe, teils drittmittel-finanzierte Lehraufträge zu ersetzen, stellt eine reale Verschlechterung der Studienbedingungen dar, da so Forschung und Lehre in den Fachbereichen weiter entkoppelt werden. Die Auswirkungen der Kürzungen im Verwaltungsbereich für Studierende können wir uns anhand der jetzt schon teils unendlichen Wartezeiten und Bürokratieschlachten zum Beispiel vor dem Zentralen Prüfungsamt (ZPA) oder dem Sekretariat für Studierende (sfs) bildhaft ausmalen.

Was kann ich denn tun?
Noch können wir uns gegen die Kürzungspläne von Unileitung und Senat wehren! Gelegenheit dazu wird es bereits im jetzigen Semester geben: Ein breites Bündnis von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen organisiert schon seit dem Frühjahr diverse Protestaktionen. Massive Proteste für die kommenden Wochen sind geplant. Nun heißt es, auch von uns Studis zu zeigen, dass die Kürzungsvorhaben auf keinen Fall hinnehmbar sind! Wehren wir uns gegen diese und alle kommenden Sparpläne und die weitere Ökonomisierung der Bildung! Kämpfen wir für einen ganz anderen Bildungsbegriff, der nicht privatwirtschaftlichen Interessen dient, sondern dem unabhängigen und kritischen wissenschaftlichen Erkenntnissgewinn.
Unabdingbar dafür ist, dass wir uns fächer- und statusübergreifend solidarisch zeigen – auch wenn einige von uns (noch) nicht direkt von der anstehenden Kürzungswelle betroffen sind. Effektiven Protest können wir nur zusammen umsetzen, weshalb es auf jeden und jede Einzelne ankommt! Da dies in bestehenden universitären wie studentischen Gremien jedoch nur begrenzt möglich ist, müssen wir unseren Unmut über die Gremien hinaus in die Öffentlichkeit tragen.

Nur gemeinsam und zahlreich können wir die Kürzungen in allen universitären Bereichen aufhalten! Deshalb:
– werdet aktiv, werdet kreativ
– organisiert euch in euren Stugen und Studiengängen
– informiert und diskutiert mit euren Kommiliton*innen über die aktuelle Situation
– unterzeichnet die vorhandenen offenen Briefe
– beteiligt euch aktiv an der ersten großen Protestwoche vom 4. bis 8. November
und: kommt alle zu den wöchentlichen studentischen Aktiventreffen – immer Donnerstag, 14 Uhr im GW2 auf den Haupttreppen (2. Etage)

– Studentische Aktive des Aktionsbündnis Uni Bremen

Aktuelle Infos: blogs.uni-bremen.de/aktive2013/
Kontakt: aktiveunibremen(ät)gmx.de

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