Offener Brief an die Lehrenden

Hier dokumentieren wir den Offenen Brief von studentischer Seite an die Lehrenden, in dem sie aufgefordert werden ihren Studierenden die Teilnahme am Protest zu erleichtern, damit die gemeinsame Position gegen die Stellenkürzungen gestärkt werden kann.
Alle studentischen Interessengruppen (Stugen, Hochschulgruppen, AStA) sind aufgerufen ihn zu unterzeichnen. Alle Gruppen, die den Brief unterschreiben wollen, können sich unter der Adresse aktiveunibremen(at)gmx.de melden oder den Brief auch selbstständig verbreiten

Liebe Lehrende,
Liebe Mitarbeiter_innen in der Verwaltung,

wie Sie sicherlich schon mitbekommen haben, findet vom 04. bis 08. November eine uni-weite Protestwoche gegen den geplanten Stellenabbau statt. Wir möchten Sie hiermit auffordern, sich daran zu beteiligen, indem Sie an Protestaktionen teilnehmen, eigene Aktionsformen entwickeln und sich gegenüber allen (aktiven) Studierenden solidarisch zeigen!

Die Dramatik des anstehenden Stellenabbaus ist uns allen bewusst. Fest steht schon jetzt, dass insgesamt 130 Stellen (Vollzeitäquivalent) gekürzt werden sollen – 50 in der Verwaltung und 80 im wissenschaftlichen Mittelbau. Dieses Ausmaß an Einsparungen wird Sie als Lehrende und Verwaltungsmitarbeiter_innen direkt betreffen. Darüber hinaus wird der geplante Stellenabbau aber auch nicht hinnehmbare Auswirkungen auf uns Studierende, das Lernklima und das gesamte Unileben haben. Denn in seiner Konsequenz hieße es, dass mindestens ein Fünftel der jetzigen Lehre wegfällt!

Es ist absehbar, dass die schon jetzt enorm hohe Arbeitsbelastung der Lehrenden weiter steigen wird, da der Stellenabbau auf Sie, liebe Angestellte der Uni, abgewälzt wird und Sie ein noch höheres Arbeitspensum tragen müssen. Dabei wird es auf jeden Fall zu weiteren Einbußen in der Qualität der Lehre kommen, freies und außerplanmäßiges Lernen wird noch weniger stattfinden können und selbst die Forschung wird definitiv darunter leiden.

Hinzu kommt eine deutliche Schwächung des Verwaltungsapparates, wodurch der Arbeitsaufwand der Verwaltungsangestellten unzumutbare Ausmaße annimmt. Bei anhaltendem hohen Bürokratieaufwand, führt dies auch zu einer Belastung der Studierenden und Lehrenden, da bürokratische Abläufe noch mehr Zeit in Anspruch nehmen werden und der gesamte Verwaltungsbereich seine Serviceleistungen stark einschränken muss.

Die wohl dramatischste und durchaus wahrscheinliche Auswirkung wird jedoch auf langfristiger Sicht der Wegfall ganzer Studiengänge sein. Bereits jetzt wird von Seiten der Politik diese Scheinlösung als plausibles Szenario behandelt. Eine geringere Vielfalt an Studiengängen bedeutet unter diesen Umständen eine massive Reduktion der Studierendenzahlen. Das Resultat ist eine noch stärker rationalisierte Schmalspur-Universität.

Nur ein großangelegter Protest kann deshalb die Politik sowie die Unileitung dazu bewegen, die Grundsicherung der Universität Bremen sicherzustellen und die geplanten Kürzungen nicht umzusetzen. Um die Qualität von Lehre und Forschung weiter annähernd aufrecht zu erhalten, gilt es allerdings nicht nur um die bitter nötigen Stellen zu streiten, sondern darüber hinaus für eine Erweiterung derer zu kämpfen.

In der ersten uniweiten Protestwoche vom 04. bis zum 08. November können wir zusammen Akzente setzen und ein starkes Signal an die politischen Verantwortlichen und die Unileitung senden: Kürzungen werden nicht begleitet, sondern bekämpft!

Wir fordern Sie daher auf, in der Protestwoche, mit Ihren Student_innen in Dialog zu treten, zu informieren, zu diskutieren und zu handeln. Widmen Sie Ihre Lehrveranstaltungen um, planen Sie kreative Aktionen, verbünden sie sich mit Ihren Kolleg_innen und uns Studierenden.

Darüber hinaus fordern wir Sie auf, uns Studierende im Protest zu unterstützen, indem Sie den auf uns im studentischen Alltagsleben lastenden (Leistungs-)Druck auf das Nötigste reduzieren. Im Kampf um bessere Bildung und eine lebendigere Universität dürfen Studierende keine Nachteile in ihrer Studiensituation erfahren! Alles andere würde eine weitere, schwerwiegende Belastung bedeuten, die mit einem B.A.- / M.A.-Studium nicht kompatibel ist und die Mehrheit wohl eher zu einer individuellen Lösung und zur Passivität drängt!

Für effektiven Protest bedarf es Energie und Zeit. Dafür müssen auch von Seiten der Lehrenden Freiräume geschaffen werden. Bitte seien Sie deshalb flexibel, was alternative Studienleistungen angeht, drücken Sie ein Auge zu, wenn zum Beispiel das Referat fehlt, der Text zu spät abgegeben wird und/oder eine Student_in statt zu Ihrem Seminar auf eine riesige Bildungsdemo geht. Seien Sie nachsichtig, seien Sie solidarisch!

Die Solidarität der Studierenden ist Ihnen gewiss, denn die Kürzungen betreffen uns alle!

Studentisches Aktiventreffen
StugA Kunst
StugA Geographie
StugA Kulturwissenschaften
StugA Germanistik
GEW Studis
AKJ Bremen
Avanti Unigruppe
CampusGrün
LiSA – Liste der StudiengangsAktiven

(Die aktuellste Liste findet ihr im Zweifelsfall hier.)