Der Weg an eine Universität kann mitunter äußerst beschwerlich sein. Von sozialer Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem kann defacto nicht die Rede sein. Selbst Abiturient*innen ist der Weg zum Wunschstudium oftmals durch NC- Beschränkungen versperrt. Davon abgesehen entscheiden sich viele Menschen aufgrund von Geldsorgen bewusst für eine Ausbildung und gegen ein Studium.
LiSA wünscht sich, dass der, besonders seit Inkrafttreten der Bologna-Reformen, aufreibende Wettbewerb um Credit-Points und Master-Plätze kein Thema mehr ist. Wie hoch die dadurch entstehende Belastung tatsächlich ist, zeigt der Umstand, dass in den letzten Jahren die Zahl der Hilfesuchenden in der therapeutischen Beratungsstelle deutlich gestiegen ist.
LiSA setzt sich vehement dafür ein, dem überbordenden Leistungs- und Wett- bewerbsdruck durch eine solide Ausfinanzierung des Bildungssystems sowie eine gründliche Überarbeitung der Bologna-geschädigten Studienordnungen Einhalt zu gebieten. Zugangsbeschränkungen müssen abgebaut und Masterplätze in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. LiSA will mit ihren Studienkolleg*innen gemeinsam die Lust am Lernen und Forschen entdecken und nicht jeden Morgen einen Hörsaal voller potentieller Konkurrent*innen vorfinden. Der jetzige Status droht nicht nur, Studierende ernsthaft krank zu machen, sondern hat auch eine bedenkliche Entsolidarisierung und Vereinzelung innerhalb der Studierendenschaft zur Folge.
Eine andere Maßnahme, die das Prinzip des Gegeneinanders im gesamten deut- schen Hochschulraum etabliert hat, ist die 2006 erstmals ausgeschriebene soge- nannte Exzellenzinitiative. Die Exzellenzinitiative ist neben der Einführung von Bachelor und Master sowie der zunehmenden Drittmitteleinwerbung Teil der vor Jahren eingesetzten neoliberalen Umstrukturierung des Bildungswesens. Wir lehnen es ab, dass sich mit Hilfe der Exzellenzinitiative von der Idee von gleichwertigen Unis, verabschiedet wird. Mit der Exzellenzinitiative ist auch die Volluniversität ein Relikt vergangener Zeit geworden: An den Universitäten soll es kein breites Angebot an unterschiedlichen Fächern mehr geben. Stattdessen geht es um Profilbildung. Oder anders gesagt um eine Leuchtturmpolitik, die einige wenige Studiengänge und Forschungsbereiche besonders hervorhebt und diese dementsprechend mit großen finanziellen Mitteln unterstützt. Dieses Geld jedoch fehlt wiederum an anderen Stellen der jeweiligen Universität, sodass im schlimm- sten Fall „unrentable“ Studiengänge stark abgebaut oder gänzlich abgeschafft werden sollen. Nicht-exzellente Studiengänge müssen zudem generell mit viel weniger finanziellen Mitteln haushalten, wodurch die bereits strapazierte Qualität der Lehre stark in Mitleidenschaft gezogen wird.
Wir von LiSA halten nichts von einem Wettbewerb sowohl innerhalb als auch zwischen den Universitäten und dem damit verbundenen Druck und der Konkurrenz. Wir setzten uns für ausreichende finanzielle Mittel für alle Bildungseinrichtungen und alle Studiengänge ein. Die Existenz von Studienfächern darf nicht bloß von ökonomischen Kriterien abhängen. Wir protestieren auch weiterhin laut und kreativ gegen die Exzellenzinitiative und eine weitere Ökonomisierung der Bildung!